Transformation durch Erkenntnis
- kavi108
- 29. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Erfahre in diesem Artikel, wie Worte allein – diese unzulänglichen Hilfsmittel – es vermögen, tiefe meditative Einsichten und Erfahrungen zu transportieren. Ist Vedanta nicht bloß graue Theorie, die es mit Yoga zum Leben zu erwecken gilt? Kommt Transformation durch Erkenntnis oder Erfahrung? Tauche ein in den Erfahrungsbericht eines spirituellen Suchers und finde heraus, wie er seine Antworten auf diese Fragen gefunden hat.

Die magische Kraft der Worte
Plötzlich absorbierten die Worte den gegenwärtigen Moment. Da war Stille, da war Klarheit, da war all das wonach ich so lange gesucht hatte. Wie war das möglich? Ich hatte heute nicht einmal Asanas und Pranayama geübt. Die Meditation hatte ich vor 10 Tagen eingestellt, zu frustrierend war es gewesen, diesen flüchtigen Momenten der Stille und Gedankenlosigkeit hinterherzujagen. Ich hatte mich so nach Transformation gesehnt, doch strebte ich nach Erfahrungen, nicht Erkenntnis. „Lass dich einfach fallen“, hatte mein Meditationslehrer gesagt. Ja wunderbar, wie mache ich das? Und wer lässt die meditierende Person danach fallen?
Ich schaute mich in meinem Zimmer um. Nichts hatte sich verändert und doch war alles anders. Zeitlosigkeit durchdrang den Raum. Waren vielleicht Engel, Devatas oder andere Astralwesen anwesend und versuchten mir einen Streich zu spielen? Zweifellos wirkte hier eine starke Magie.
Ich versuchte aus den Augenwinkeln heraus feinstoffliche Energien zu identifizieren, doch konnte ich keiner Manipulation gewahr werden.
Erkenntnis durch den Spiegel des Vedanta
Es musste an diesen Worten liegen. Das Buch hatte ich mir zu Weihnachten bestellt – meine Rauhnachtslektüre. Es trug den passenden Titel „Vedanta – die Wirklichkeit verstehen“ von James Swartz.
Die Wirklichkeit, die sich in den Worten spiegelte, war frei von dieser unterschwelligen Getriebenheit, etwas erreichen oder verbessern zu wollen, frei von der quälenden inneren Stimme, die alles kritisiert und anzweifelt, frei von den Tagträumen, Phantasien und bedrohlichen Alpträumen, die sonst in meinem Geist hervorquellten. Kurzum, diese vedantische Wirklichkeit war vollkommen akzeptabel und adäquat.
Eine tiefe Entspannung machte sich breit. Gestern Abend hatte ich zuletzt Tiefenentspannung geübt, daran konnte es nicht liegen. Es war vielmehr die Einsicht, verbunden zu sein, mit einer wohlwollenden, alles durchdringenden und allgegenwärtigen Präsenz, die in jedem Moment den Kosmos aus sich selbst heraus gebärt. Diese Ordnung, dieses Netzwerk aus Gesetzmäßigkeiten, Prinzipien und Ursache – Wirkung Beziehungen. Hierin konnte ich entspannen, Vertrauen finden, loslassen und akzeptieren, was auch immer kommen möge.
Es durchdrang mich, gab mir meinen Platz im großen Ganzen, erfüllte mein ganzes Leben mit Sinn und der Einsicht, dass wirklich nichts außerhalb dieser göttlichen Ordnung bestand.
Wie konnten Worte allein – diese unzulänglichen Hilfsmittel – es vermögen, diese tiefen meditativen Einsichten und Erfahrungen zu transportieren? War Vedanta denn nicht bloß Theorie, die es mit yogischer Praxis mit Leben zu erfüllen galt?
Transformation kommt nur durch Erkenntnis
Offensichtlich stieß die Einteilung in Theorie und Praxis hier an ihre Grenzen.
Ich genoss immer noch meine Yogastunden, das angenehme Körpergefühl, die Energie und den Enthusiasmus für ein aktives Leben. Ich genoss auch das Mantrasingen, die Gottesverehrung, Hingabe und Herzensöffnung. Doch beschränkte sich mein Gott nicht mehr auf die flüchtigen Momente von Ritualen und Rezitation. Mein Gott war in dem überfüllten Schulbus, den quengelnden Teilnehmern meiner Sprachkurse, der Rat- und Mutlosigkeit meiner Coaching-Klienten.
Erst mit Vedanta lernte ich meinen Alltag vollends zu spiritualisieren und verstand ganz, was Karma Yoga überhaupt bedeutet. Vorher dachte ich immer, dass ich nur möglichst selbstlos dienen müsse und war dann immer enttäuscht, wenn meine idealistischen Bestrebungen nicht auf fruchtbaren Boden fielen.
Es waren allein die Worte des Vedanta und die Erkenntnis, die sie brachten, die diese Transformation in jedem Aspekt meines Lebens ermöglichten. Diese Worte hatten einen besonderen Status, den Status einer pramāṇa, d.h. eines Instruments der Erkenntnis, das einem eine Vision seiner wahren Natur geben konnte.
Sie fungierten wie ein Spiegel, in dem sich das Subjekt offenbarte. Unsere 5 Sinne können uns nur Informationen über die Objekte der Welt geben. Das Selbst ist zu subtil, um es damit zu greifen.
Mit diesen Worten eröffnete sich der Wunsch, mehr Nachforschungen anzustellen. Die Frage war nicht nur „Wer bin ich?“, sondern auch „Was ist meine Beziehung zur Ursache dieses Universums?“.
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